Lehrportfolio von Tobias Weidhase

Inhaltsverzeichnis

  1. Werdegang in der Lehre
  2. Lehrphilosophie
  3. Lehrkonzept und -methoden
  4. Rückmeldungen auf die Lehre
  5. Engagement und Perspektiven
  6. Anhang

Lehrkonzept und -methoden

In diesem Kapitel möchte ich beispielhaft auf das Blockseminar „Sicheres und erfolgreiches Reden vor Publikum“ näher eingehen. Geplante Lehrziele am Beispiel dieser Veranstaltung sind einerseits das Anwendungswissen über den spezifischen Einsatz der verbalen, suprasegmentalen und nonverbalen Mittel der Verständigung zur Erreichung kommunikativer Ziele sowie andererseits das Konzeptwissen kognitiver und verhaltenstherapeutischer Ansätze zur Reduktion von Sprechangst vor einem großen und kritischen Publikum.

Die Lernziele orientieren sich in der und durch die Thematik des Seminars vorgegebenen Rahmung an den jeweiligen Leistungsanforderungen, vermittelt unter Selbstbestimmung des Lerners mit einem Gelegenheitsraum der Mitsprache über die individuellen Zielfestlegungen. Da die Empfänger der Kursseminare eine hohe intergruppale Divergenz aufweisen, werden die Lehr- als auch die Lernziele jeweilig eigen reformuliert und durch zentrale Schwerpunkte charakterisiert:

Abb. 1: Darstellung von Lernzielen des Seminars “Sicheres und erfolgreiches Reden vor Publikum”

Hinsichtlich der didaktischen Aspekte liegt der Fokus auf der gemeinsamen Wissenskonstruktion unter Einsatz verhaltenstherapeutischer Verfahren, insbesondere der systematischen Desensibilisierung, dem Modelllernen und Verhaltensübungen bei der Herausbildung entsprechender Kompetenzen sowie ergänzenden kognitiven Verfahren zur Neubewertungen von Ausgangssituationen.

Der Ansatz der Lernerzentrierung inhäriert eine aktive Beteiligung der Lernenden am Prozess der Kompetenzallokation. Hierfür verwende ich ein durch best practices entwickeltes Repertoire aufeinander aufbauender und sich ergänzender Methoden, deren Einsatz jeweils auf die konkreten Ziele und Inhalte ausgerichtet ist, wobei stets das selbstregulierte Lernen der Teilnehmenden fokussiert wird:

  • Partnerarbeit und Interviews mit Keeper-Zuteilung oder spezifischen Einteilungen, wahlweise über persönliche Eigenschaften oder durch Aufgaben zur Partnerfindung mit dem Ziel des wechselseitigen Kennenlernens, der Etablierung von Vertrauen und Kooperation sowie einer Kultur des wechselseitigen Dialogs.
  • In meiner Funktion als Beobachter setze ich Einzelarbeiten sowohl zur Klärung individueller Fragestellungen, als auch zur Formulierung persönlicher Lernziele ein, wobei über deren Erarbeitung eine Strukturierung des thematischen Seminarrahmens mit der Präsentation zentaler Ergebnisse an Pinnwänden erfolgen kann.
  • Kleingruppenarbeiten sowohl mit der gemeinsamen Bearbeitung einer spezifischen und vorgegebenen Fragestellung und ihrer Präsentation im Plenum, als auch Pro-Contra-Diskussionen zur Klärung indifferenter Schwerpunkte, dienen der systematischen Hinarbeitung auf die Rolle des Redners, wobei ich als Moderator der Gruppenprozesse fungiere.
  • Gruppenpräsentationen im und vor dem Plenum mit den Elementen des Lernens durch Lehrens, flankiert in meiner Rolle als Unterstützer und Feedbackgeber, desensibiliseren den Lernenden in der Rolle des Redenden und bereiten auf individuelle Sprechsituationen vor.
  • Phasen einer effizienten Wissensvermittlung zentraler theoretischer Modelle, Annahmen und Implikationen werden durch den Frontalunterricht verstärkt.
  • Ich moderiere individuelle und gruppale Rückmeldungen, bezogen auf die Leistungen der Lernenden und des Einsatzes kommunikativer Mittel und Techniken der Präsentation.
  • In der Einzelarbeit gebe ich auf den Lernenden bezogene Rückmeldungen mit videounterstütztem Feedback, welches an der Qualität des kommunikativen Verhaltens orientiert ist. Sie dienen der Präzisierung der individuellen Verwendung rhetorischer Mittel.
  • Abschließende Zusammenfassungen der zentralen Lernziele fokussieren den Transfer der Lernziele.
  • Eine Evaluation der Veranstaltung mittels standardisierter Fragebögen bildet die Grundlage für das Erarbeiten von Rückschlüssen zur Anpassung der Konzeption.

Generell bewerte ich die mir zur Verfügung stehenden Methoden insbesondere in ihrer sich ergänzenden Funktion im Makro-Kontext der Veranstaltung. Ich habe die wesentliche Erfahrung gemacht, dass nie eine einzelne Methode allein ihren Vorteilen gerecht werden kann, sondern vielmehr der sich kontinuierlich abwechselnde und ergänzende Methodeneinsatz den Ansprüchen von Lehr- und Lernzielen zweckdienlich ist. Phasen eines Frontalunterrichtes in der Methode des Lehrvortrags sind im Besonderen zur Vermittlung basaler Annahmen und Theorien vor dem Hintergrund des kommunikativen Verhaltens ebenso eine hinreichende Bedingung wie intra- und intergruppale Phasen der Eruierung von Lerninhalten zur aktiven Partizipation in Lernsituationen.

Abb. 2: Darstellung zentraler Vermittlungsmethoden

Gleichwohl haben sich weniger gut oder nicht funktionierende Methoden herauskristallisiert, die im Einzelnen auf einer Konzeption des Seminars als Vorlesung oder des Charakters einer Vorlesung bezogen sind. Der ausschließliche Einsatz dieser Methode kann den Lehr- und Lernzielen nicht gerecht werden, da das theoretische Wissen über Konzepte der Kommunikation und im Speziellen der Rhetorik nicht mit ihrer praktischen Erprobung Stand halten kann.

Im Sinne der Medien setze ich auch hier auf eine alternierende Auswahl unter situationsgerechtem Einsatz. Dieser kann in meinem Verständnis nur als unterstützendes Hilfsmittel und Instrument im Verstehensprozess gelten, der hinter die Leistung des Lehrenden zurücktritt. Von Bedeutung sind:

  • Klassische Medien wie Whiteboard, Tafel und Overhead-Projektor, deren Inhalte in Interaktion mit den Teilnehmern und parallel zum Lehrvortrag dynamisch entwickelt werden können und der Vermittlung von Fakten- und Konzeptwissen dienen.
  • Flipchart und Pinnwand, die zur Archivierung zentraler Schwerpunkte und der Sammlung von Ergebnissen fungieren.
  • Bildschirmpräsentationen und Beamer zum flankierenden Einsatz von Referaten und Präsentationen der Teilnehmer, welche die Grundlage für das individuelle Feedback als auch die Referenz für die Bewertung der Seminarleistung darstellen.
  • Lehrfilme mit Ausschnitten aus erfolgskritischen Redesituationen, welche optimales und verbesserungswürdiges kommunikatives Verhalten aufzeigen und den Betrachtern als Lernen am Modell vorgeführt werden.

Hinsichtlich der Lehrmaterialen sind Seminarskripte mit einer Sammlung der wesentlichen Themen des wissenschaftlichen Lehrmaterials von Notwendigkeit, die den Lernenden im Kursverlauf ausgehändigt werden und den Reflexionsprozess unterstützen. Des Weiteren stehen selbst verfasste Materialiensammlungen zur Verfügung, die in ihrer breiten thematischen Aufstellung für die divergierenden Lernziele zweckdienlich sind und den eigenen Kenntnisstand reflektieren können. Hier sind neben zentralen Theorien der Kommunikation und psychologischen Ansätzen auch konkrete Tipps in spezifischen Kommunikationssituationen sowie vertiefende Recherchemöglichkeiten und ergänzendes Quellenmaterial enthalten. Diese Sammlungen stehen auf Plattformen zentral zum Download bereit. Hierzu zählen auch audiovisuelle Mitschnitte von Lehrveranstaltungen sowie weitere wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Verweise.